Neuer Krebspreis gestiftet

6. Juli 2010

Schwäbische Post

Von Angelika Bachmann

Sechs Nachwuchsforscher mit hochdotiertem Preis ausgezeichnet

Ein Landarzt aus dem Ravensburger Raum hat einen der höchstdotierten Krebspreise in Deutschland gestiftet. Erstmals verliehen wurde er gestern an der Uni Tübingen – an sechs Nachwuchsforscher.

Tübingen. Zu Lebzeiten muss Carl Manfred Bayer ein bescheidener Mensch gewesen sein. Der 2005 bei Ravensburg verstorbene Landarzt hat, anstatt seinen Verdienst in prestigeträchtige Autos und Konsumgüter zu stecken, einen zurückhaltenden Lebensstil gepflegt. Mit seinem alten Opel Kadett fuhr er über die Lande zu Hausbesuchen. Auch sein Haus war spartanisch eingerichtet. So summierte sich das Geld auf seinem Konto über die Jahre zu einem kleinen Vermögen in Höhe von mehreren Millionen Euro. Er hat verfügt, dass es nach seinem Tod in eine Stiftung zur Förderung der Krebsforschung umgewandelt wird.

Gestern nun wurde in der Neuen Aula der Tübinger Uni – Bayers Heimat-Uni – zum ersten Mal der Württembergische Krebspreis der „Dres. Carl Maximilian und Carl Manfred Bayer Stiftung“ verliehen.

Der Stiftungsname erinnert auch an Bayers Vater, von dem dieser die Praxis übernommen hatte. Verfügt hat Bayer, dass die Ausgezeichneten nicht alter als 40 Jahre sein dürfen, wie Stiftungsvorsitzender Prof. Claus Claussen, Leiter der Radiologischen Abteilung am Tübinger Uni-Klinikum. erklärt. Zudem müssen die Preisträger eine Verbindung nach Württemberg haben – sie müssen entweder hier geboren sein oder in Württemberg arbeiten. Auch das ist eine Erklärung dafür, warum fast alle gestern ausgezeichneten Preisträger entweder in Tübingen studiert haben oder am Uni-Klinikum arbeiten.

Die Preise gingen im Einzelnen an folgende Forscher:

  • Dr. Sven Perner, 38, Institut für Pathologie Uni Tübingen; forscht über Prognose-Marker bei Prostata-Krebs. Sie sollen dabei helfen, den Verlauf einer Krebserkrankung abzuschätzen. Bei sehr langsam verlaufenden Krebserkrankungen können zum Beispiel weniger aggressive Therapien gewählt werden. (Preisgeld: 20.000 Euro)
  • Dr. Hans-Georg Kopp, 39, Medizinische Uni-Klinik Tübingen; forsch über den Prozess der Metastasierung. Wie verbreiten sich Krebszellen im Körper? Und wie könnte man diesen Prozess hemmen? (Preisgeld: 20.000 Euro)
  • Dr. Patrick Roth, 34, Universitätsspital Zürich, erforscht Glioblastome, aggressive Hirntumore, an denen die Patienten innerhalb eines Jahres sterben. Roth will herausfinden, was die Tumore so widerstandsfähig gegen Therapie macht. (Preisgeld: 10.000 Euro)
  • Dr. Susanne Schmidt, 31, Medizinische Uni-Klinik Tübingen; forscht über dendritische Zellen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Aktivierung von Immun-Antworten – auch auf Krebszellen. Die so genannte Immuntherapie gehört zu den vielversprechendsten Ansatzpunkten der Krebsforschung. (Preisgeld: 5.000 Euro)
  • Dr. Alexander Sauter, 29, Radiologische Uni-Klinik Tübingens, erforscht, wie die Wirksamkeit von Therapien in bildgebenden Verfahren dargestellt werden kann. (Preisgeld: 5.000 Euro)
  • Dr. Julia Kansy 28, Universität Basel forscht über Therapie und Verlauf von Hautkrebs in der Mundhöhle. (Preisgeld: 3.000 Euro)

Die Ausschreibung für den Preis im kommenden Jahr läuft bereits.
Dann wird ein Stipendium oder eine Projektpreisförderung für Mediziner in der Facharztausbildung im Wert von 100.000 Euro vergeben.