Erstmalige Verleihung des Württembergischen Krebspreises
Dres. Carl Maximilian und Carl Manfred Bayer-Stiftung fördert junge Mediziner/
Fünf Preisträger von der Universität Tübingen
Die Dres. Carl Maximilian und Carl Manfred Bayer-Stiftung fördert in diesem Jahr mit dem neu geschaffenen Württembergischen Krebspreis erstmals junge und begabte Medizinerinnen und Mediziner. Am heutigen 5. Juli wurden an der Universität Tübingen Preise im Gesamtwert von 60.000 Euro an sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben. Fünf der Preisträger sind von der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen, ein Preisträger arbeitet jetzt am Universitätsspital in Zürich. Der Preis gehört zu den am höchsten dotierten innerhalb der deutschen Krebsforschung.
Die Stiftung des Württembergischen Krebspreises trägt den Namen des an Krebs verstorbenen Stifters Dr. Carl Manfred Bayer und seines Vaters Dr. Carl Maximilian Bayer. Beide waren nacheinander mehr als sechzig Jahre in der Nähe von Ravensburg als niedergelassene Landärzte tätig. Sie zeichneten sich durch fachliche Kompetenz und hohe Sensibilität für die Probleme ihrer Patienten und deren Angehörigen aus. Dr. Carl Manfred Bayer studierte Medizin an der Universität Tübingen.
Der Vorsitzende der Stiftung, Prof. Dr. Claus Claussen, Abteilung für Radiologische Diagno-
stik der Universität Tübingen, übergab die Preise an:
Dr. Sven Perner, Institut für Pathologie der Universität Tübingen wurde mit 20.000 € für sei-
ne Arbeiten zur „Charakterisierung von Gentranslokationen im Prostatakarzinom“ gewürdigt.
Dr. Hans-Georg Kopp, Medizinische Klinik II der Universität Tübingen erhielt 20.000 € für
seine Forschung auf dem Gebiet der „Mechanismen der tumorpropagierenden Eigenschaf-
ten von Thrombozyten“.
Dr. Patrick Roth vom Universitätsspital Zürich wurde mit 10.000 € für seine Arbeiten über
die „Biologie maligner Gliome“ ausgezeichnet.
Dr. Susanne Schmidt, Medizinische Klinik II der Universität Tübingen) nahm 5.000 € für
Ihre Forschung auf dem Gebiet der „Tumorimmunologie“ entgegen.
Schließlich bekamen Dr. Julia Kansy und Dr. Alexander Sauter, Radiologische Klinik der Universität Tübingen, die sich noch am Anfang ihrer wissenschaftlichen Karriere befinden, für Ihre bisherigen wissenschaftlichen Gesamtleistungen einen Nachwuchspreis in Höhe von jeweils 2.500 € verliehen.
Die Preise wurden ausgeschrieben für Wissenschaftler unter 40 Jahren, die auf dem Gebiet der Krebsforschung tätig sein und ihre Forschung in Württemberg durchführen oder gebürtige Württemberger sein sollen.
Derzeit schreibt die Stiftung als weiteren (?) Württembergischen Krebspreis 2010 ein Stipendium oder eine Projektförderung für einen Mediziner oder eine Medizinerin in der Facharztausbildung im Wert von bis zu 100.000 € aus. Bewerbungsschluss ist der 31. August 2010.
Kontakt:
Prof. Dr. Claus D. Claussen
Vorsitzender der Dres. Carl Maximilian und Carl Manfred Bayer – Stiftung
Radiologische Klinik der Universität Tübingen
Abteilung für Radiologische Diagnostik
Hoppe-Seyler-Str. 3
72076 Tübingen
Tel.: 07071 – 2982087
Claus.claussen[at]med.uni-tuebingen.de
Weitere Informationen zu den Preisträgern
PD Dr. med. Sven Perner aus Ellwangen (38)
Forschungsschwerpunkt: Hauptfokus der Arbeit von Sven Perner ist das Gebiet der Biomarkerentwicklung in der Onkologie solider Tumore (Schwerpunkt Prostata- und Lungenkarzinom). Die Identifikation molekularer und genetischer Veränderungen in klinisch gut charakterisierten Tumorproben mittels moderner molekularer Hochdurchsatzverfahren soll relevante Resultate aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung führen. Perner hat maßgeblichen Anteil an der Entdeckung der häufigen TMPRSS2-ETS-Genfusionen bei Patienten mit einem Prostatakarzinom gehabt und die klinische Bedeutung dieser Genfusion entscheidend vorangetrieben. Die Zukunft wird zeigen, ob sich auf dieser Basis eine klinisch relevante Gruppe von Patienten mit Prostatakarzinom und die Entwicklung neuer zielgerichteter Therapieansätze ableiten lassen.
Dr. med. Hans-Georg Kopp aus Metzingen (39)
Forschungsschwerpunkt: Im Tiermodell wird die Frage untersucht, ob ein Tumor Thrombozyten braucht, um Metastasen bilden zu können. Hans-Georg Kopp und seine Mitarbeiter konnten in den letzten Jahren zeigen, dass:
a) Mäuse, die einen angeborenen Mangel an Blutplättchen haben, ein verlangsamtes lokales Tumorwachstum und eine stark verminderte Metastasierung aufweisen;
b) Thrombozyten abhängig von ihren Inhaltstoffen in genetisch manipulierten Mäusen die das Wachstum von Blutkörperchen im Knochenmark und in der Peripherie bestimmen;
c) Blutplättchen auf Tumorzellen reagieren, indem sie eine Hülle bilden und Substanzen freisetzen, welche die natürliche Antitumorimmunität blockieren;
c) Blutplättchen von Tumorpatienten eine veränderte Zusammensetzung ihrer Inhaltstoffe aufweisen
Dr. Patrick Roth aus Schramberg (Kreis Rottweil) (34)
Forschungsschwerpunkt: Bösartige Hirntumoren stellen eine besonders große Herausforderung in der Onkologie dar. Trotz Optimierung der zur Verfügung stehenden Behandlungsoptionen versterben Patienten mit einem sogenannten Glioblastom in der Regel innerhalb eines Jahres. Die Arbeitsgruppe Neuroonkologie von Patrick Roth am Universitätsspital Zürich versucht, die Mechanismen, die zum aggressiven Wachstum dieser Tumoren und zur Therapieresistenz führen, zu entschlüsseln. Darauf basierend werden neue therapeutische Angriffspunkte definiert und Ansätze für zukünftige Behandlungsstrategien entwickelt.
Dr. Susanne Schmidt aus Kirchheim/Teck (31)
Forschungsschwerpunkt: Es geht um sogenannte humane dendritische Zellen – aufgrund ihres verzweigten Aussehens abgeleitet von lat. dendriticus = „verzweigt“. Dendritische Zellen spielen eine wichtige Rolle bei der Aktivierung spezifischer Immunantworten (insbesondere T-Zell Antworten) und werden in immuntherapeutischen Strategien (Krebsimpfung) zur Behandlung von Tumorerkrankungen eingesetzt. Die Funktion dendritischer Zellen wird durch verschiedenste körpereigene Substanzen, aber auch durch Medikamente beeinflusst. Die Arbeitsgruppe von Susanne Schmidt untersucht unter anderem den Einfluss der Substanzklasse der sogenannten „Tyrosinkinaseinhibitoren“, die aktuell zur Behandlung verschiedener Tumorerkrankungen eingesetzt werden, auf die Funktion humaner dendritischer Zellen mit der Frage, ob Kombinationstherapien von Tyrosinkinaseinhibitoren und Immuntherapien sinnvoll sind.
Dr. med. Alexander Sauter aus Ulm (29)
Forschungsschwerpunkt: Der Epidermal-Growth-Factor-Rezeptor (EGFR) nimmt durch seine enge Verknüpfung mit den nachgeschalteten Signalwegen bei der Entstehung von zahlreichen Tumorerkrankungen eine Schlüsselstellung ein. Vor kurzem konnte eine enge Assoziation dieses Rezeptors mit dem Glukose-Transporter SGLT1 festgestellt werden, die für eine beständige Versorgung des Tumors mit Glukose sorgt. Ziel des aktuellen Projektes ist es diese Verknüpfung im Tiermodell im Labor für präklinische Bildgebung zu untersuchen und den Einfluss von verschiedenen Krebstherapien daran zu testen. Man erhofft sich daraus neue Erkenntnisse für die Wirksamkeit von verschiedenen onkologischen Therapien und deren bildgebenden Überwachung.
Dr. med. Julia Kansy aus Tübingen (28)
Forschungsschwerpunkt: Die Überlebensraten bei Plattenepithelkarzinomen der Mundhöhle, einem Hautkrebs, haben sich in den letzten 30 Jahren nicht geändert. Julia Kansys Forschung beschäftigt sich vor diesem Hintergrund mit der Suche nach neuen Markern auf molekularer Ebene, die in der Lage sind, das Verhalten eines Tumors und dessen Ansprechen auf verschiedene Therapien besser vorherzusagen. Zusätzlich bieten sich so neue Möglichkeiten zur Entwicklung gezielter medikamentöser Therapien auf molekularer Ebene. So können Patienten mit Plattenepithelkarzinomen der Mundhöhle zukünftig hoffentlich schonender und zugleich wirksamer behandelt werden.